Arbeit im Hospiz und auf der Palliativstation

 

Der Begriff „Hospiz“ stammt von dem lateinischen Wort „hospitium“ ab; das bedeutet „Herberge, Gastfreundschaft“. Ein Hospiz ist also nicht eine „Sterbeklinik“, sondern ein Haus, in dem Sterbende leben können bis zum Schluss – so formulierte es Cicely Saunders, die 1967 im Südosten Londons das St. Christopher Hospiz eröffnete. Ein Hospiz ist insofern stets um das Wohlergehen seiner Gäste bemüht, dabei werden ganz selbstverständlich die Angehörigen mit einbezogen.

Durch einen glücklichen Zufall bekam ich 2012 die Gelegenheit, im Mannheimer Hospiz St. Vincent, später dann noch im neu eröffneten Ilvesheimer Hospiz St. Vincent Süd als Musiktherapeutin stundenweise zu arbeiten. Seit 2023 kam dann noch die Palliativstation in der Sinsheimer Klinik dazu.

Ausgerüstet mit Gitarre, Liedermappe, meiner Körpertambura und meinen Klangschalen und seit 2020 nun auch mit einem eigens dafür angeschafften „Wägele“, auf dem sich noch hauseigene Instrumente wie die Sansula oder die Ocean Drum befinden, besuche ich die Menschen in ihren Zimmern.

Zunächst einmal gilt es, herauszufinden, ob ein Kontakt und möglicherweise darüber hinaus ein musikalisches Angebot gewünscht sind. Häufig ist es für die Menschen angenehm, über Lieder, die vorgesungen oder – wenn möglich – gemeinsam gesungen und von der Gitarre begleitet werden, sich an Vergangenes zu erinnern. So entstehen nicht selten wertvolle Gespräche. Oder aber die Musik weckt einfach nur Emotionen – nicht immer ist ein verbaler Austausch nötig oder gewünscht.

Häufig steht vor allem der Kontakt zu einem nahen Menschen/Angehörigen im Zentrum meiner Arbeit. Für den Sterbenden und für den/die Hinterbliebenen gleichermaßen ist ein klärender, offener Abschiedsprozess von großer Bedeutung. Hierzu gehört auch der vierteljährlich stattfindende Gedenkgottesdienst, den ich musikalisch (mit-)gestalte. 

Manchmal sind die Bedürfnisse aber auch beschränkt auf Ruhe, Entspannung, Ablenkung oder darauf, „eingehüllt“ zu werden, nichts mehr tun zu müssen. In solchen Fällen kann ich meine Gitarre rein instrumental (ohne Begleitung der Stimme) einsetzen.

Neben der Gitarre und kleineren, zur aktiven Begleitung bestimmten Percussion-Instrumenten steht mir in diesen Fällen ein weiteres Instrument zur Verfügung: ein Monochord, die sogenannte Körpertambura. Dieses Instrument mit seinem archaisch anmutenden Klang kann auf Wunsch dank seines geringen Gewichtes auf den Körper gelegt werden. Mithilfe von sogenannten Pacine-Körperchen können dann die Schwingungen des Instruments – von der Hautoberfläche und den Röhrenknochen aufgenommen – nicht nur über den auditiven, sondern auch über den Vibrationssinn wahrgenommen werden. So verhilft dieses Instrument in vielen Fällen zu Entspannung und Beruhigung, seine Klänge werden von den Gästen als besonders wohltuend empfunden.

Eine ähnliche Wirkung können die Klangschalen haben (die ebenfalls auf Wunsch auf den Körper gelegt werden können). Viele Menschen empfinden diese Behandlung dank des warmen, aber durchdringenden Klangs der Instrumente, der immer wieder durch ein Anschlagen mit dem Klöppel erzeugt wird und insofern dem Geschehen einen Rhythmus gibt, als sehr hilfreich und angenehm.

Die Sansula kann eine ähnliche Wirkung haben, ist in ihrem Klang viel zurückhaltender, zarter und hat den Vorteil, dass die Gäste sie auch selbst spielen können: Jeder Ton stimmt, ganz egal, wie man die Lamellen zupft. Sich in diesen Klängen zu verlieren, kann nicht nur für die kranken Menschen, sondern auch für das Personal zu einer selbstwirksamen, schnellen und ganz wunderbaren Entspannung verhelfen.

Letzteres gilt auch und in besonderer Weise für die Ocean-Drum – ein Instrument, das sowohl als Trommel als auch als Entspannungsinstrument benutzt werden kann. Kleine Stahlkügelchen im Innern der Trommel sorgen bei leichten Bewegungen und einer waagrechten Haltung des Instruments dafür, dass eine Meeresbrandung erkling - je nach Bewegung ein stürmischer oder ein eher ruhiger Seegang. Besonders Menschen, die sich gerne noch einmal ans Meer zurückversetzen lassen, schwärmen von diesem Instrument.